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Ten Seconds Of Fame

Arbeiten auf Papier

Herausgeber: Thomas Lenhart

Diese Publikation erschien anlässlich der Austellung im Verwaltungsgericht Weimar
vom 6. Februar bis 30. März 2012

"Man hat den Eindruck, sie scannt alles ein, was auf sie visuell und atmosphärisch eindringt, einprasselt, und bringt es in ihrem eigenen, immer leicht nervösen, aber dennoch ganz präzis beobachtenden Zeichnungsduktus wieder hervor. Die Bilder werden skurril, manchmal wie halluzinierend vor einem inneren Auge, manchmal Gesehenes sehr real schildernd. Es ist eine Weltsicht voller Offenheit, Phantasie und Unvoreingenommenheit, nicht ohne aber genau das zu sehen, was Realität auch ausmacht: die Nachtseiten des Lebens, die Schmuddelecken einer Großstadt, Scheitern, Verzweifeln oder Straucheln. Ulrike Theusner schildert all das in seinem ambivalenten Sowohl-als-auch, ohne kritischen Zeigefinger oder jegliche moralisierende Kommentierung. Ganz einfach so, wie es ist oder wie es ihr in diesem Moment vor Augen steht. Sie steht ganz im Hier und Jetzt, immer mit dem erhellenden Blick auf Schein und Sein, auf Fassaden oder Oberflächlichkeiten, die mitunter in ihren Bildern implodieren. Es ist faszinierend, zu sehen, wie unverkennbar Ulrike Theusners malerischer oder zeichnerischer Stil ist und wie auf eine eigentümliche Weise ausgereift sich ihre künstlerische Handschrift präsentiert. Ulrike Theusners Malerei und Zeichnung ist immer dann am stärksten, wenn sie die Gratwanderung zwischen Mythos und Gegenwart, realer Welt und phantastischen Welten, Ironie und deren Brechung, zwischen Themen aus alter und neuer Welt wagt. Und diese Gratwanderung fordert sie ständig heraus."

Dr. Ulrike Bestgen,
Abteilungsleiterin der Klassik Stiftung Weimar für zeitgenössische Kunst

























der Abgesang

Herausgeber: Galerie Rothamel Erfurt, 2012


























wired feelings

Tinte auf Papier 10x15cm, 2011


Basically, my work consists of exposing a mental world. I'm
assimilating reality in an expressive, elementary way. Things
around me, that I see, sketch and collect during traveling, in TV,
magazines, catalogs, publicity or the world of popular culture,
people I meet - everything can inspire me, everything could be
sketched. These quick pencil sketches with diary character are
often the base of ink drawings or paintings. Just playing around is
one catalyst for creativity. Little monsters and puppets, kid masks,
weird worlds and fictions – sometimes kid toys are my models for
paintings and ink drawings. They help me create the opposite of
the ‚hortus conclusus' by revealing a false, illusive idyll.

"Ulrike Theusner besitzt eine ungewöhnliche Begabung für die
Kunst des Zeichnens. Die Fähigkeit einer starken zeichnerischen
Auffassungsgabe ist in ihren Arbeiten gekoppelt mit einer ebenso
starken Einbildungsgabe. Das Gesehene wird scheinbar mühelos
in grafische Spuren übersetzt, die einen hohen Wiedererkennungsund
Identifikationswert haben ... In diesem Sinne erscheint alles
"Studium" mit einer ästhetischen Souveränität erfasst, die mich
durchaus an die Klassiker der psychologisierenden Zeichnung
denken lässt, die Künstler der Renaissance und des Barock."

Kai Uwe Schierz, Kunsthalle Erfurt

























THE WASTE LAND
Gebrochene Idyllen

"O Menschensohn, du kannst nicht sagen, raten,
denn du kennst nur Gehäuf zerbrochner Bilder unter Sonnenbrand."
T.S. Eliot

Dieses Zitat berührt mich denn es fasst kaum besser beschreibbar wesentliche Aspekte meiner Arbeit in Worte.
Wir bewegen uns im ständigen Spannungsfeld von notwendigem Chaos und hergestellter Ordnung, wenngleich die Angst vor dem Chaos in unserer westlichen, äußerlich geordneten Welt überwiegt. Wir erschaffen uns idyllische Entwürfe als Kompensationsmodell für unsere unerfüllbaren Sehnsüchte nach dem Paradies.
In meiner Arbeit beschreibe ich die Ambivalenz zwischen Chaos und Ordnung.
Jenseits von Nostalgie und Naivität geht es mir um den Bruch zwischen Idylle und Abgrund. Dabei spielen zum Teil Szenen eine Rolle, die scheinbar friedfertige oder harmlose Landschaften nach und vor Katastrophen zeigen. Es bleibt dem Betrachter überlassen den Abgrund oder die Bedrohung der Idylle zu sehen oder nicht. Doch angesichts der oft sehr düsteren Bilder ist von Anfang an die Idylle als irreales Konstrukt enttarnt - sie existiert nicht. In den menschenleeren Bildern scheint die Natur sich menschlichen Kulturraum zurückzuerobern. Alles geht weiter - auch ohne uns Menschen.
Der Titel "The Waste Land" stammt von Eliots gleichnamigen Gedicht aus dem Jahr 1922. Der fragmentarischer Charakter des Gedichts, die bruchstückhaften Bilder, seine Schönheit und Intensität haben mich dazu inspiriert, diesen Namen zu wählen. In der deutschen Übersetzung bedeutet es "Das wüste Land". Die Poesie des Titels und die Mehrdeutigkeit der englischen Übersetzung (engl. "waste"= wüst, Müll, Verschwendung) aber auch die direkte Anspielung auf Eliots Gedicht haben mich bewogen, den englischen Titel beizubehalten.
Natürlich frage ich mich woher mein Interesse kommt für Zerstörung, Verfall, Vergehen. Warum sind idyllische Entwürfe von Glück und Harmonie immer realitätsfern?
Ich wage keine Antwort darauf. Ich weiß nur, dass ich universellen Wandlungsprozessen unterworfen bin, und in dem Spannungsfeld zwischen "Anfang und Ende" versuche, mich meinen Möglichkeiten entsprechend zu orientieren und zu handeln. Somit wird die Gewissheit um die eigene Vergänglichkeit nicht zu einer lähmenden Angst, sondern dient einer tieferen Bewusstwerdung, der ich mit den Mitteln meiner Kunst Ausdruck verleihen möchte.

























Der Anfang von etwas

HAPPY WORLD

Zeichnungen, Grafit auf Papier, 15 x 15 cm, 2008


Zeichnungen sind der Anfang einer Idee. Die Idee selbst befindet sich im Anfang. Aufgeschnappte, herbeigeschwemmte Bilder - irgendwo her, aus Zeitungen , Büchern oder im Unterbewussten verborgen liegend - sind die Ausgangslage eine sich ständig weiterentwickelnden Serie an Zeichnungen. Sie nähern einer sehr unklaren, unsteten Sache an, einer Vorstellung vom Endzustand, vom Grundzustand unsrerem Seins, vermischen sich mit Wunsch und Realität - ein komplexes undurchsichtiges Wirrwarr, ein Dschungel, ein Dickicht- völliges Unverständnis., Irgendwann wird die Arbeit selbst in der Fülle der Informationen verschwinden und in ihrer eigenen Bilderflut untergehen. Die Wände werden vollhängen, und die Zeichnungen aussehen lassen wie beiläufige Notizzettel. Oder ein Ventilator wird das wertvolle Gut durch die trockene Museumsluft wirbeln. Oder sie werden irgendwo digitalisiert im Netz verschwinden, wie alle Informationen und immer und nie auffindbar sein. Bilder der Abbilder. Alles bleibt unklar. Doch kreisen wir das Problem schrittweise ein, um irgendwann, vielleicht, an den Kern zu gelangen.

Zunächst folgen in diesem Katalog die ersten Zeichnungen, entstanden im Mai
2008.