PUBLIKATIONEN THE WASTE LAND Gebrochene Idyllen

THE WASTE LAND

Gebrochene Idyllen

„O Menschensohn, du kannst nicht sagen, raten,
denn du kennst nur Gehäuf zerbrochner Bilder unter Sonnenbrand.“
T.S. Eliot

Dieses Zitat berührt mich denn es fasst kaum besser beschreibbar wesentliche Aspekte meiner Arbeit in Worte.
Wir bewegen uns im ständigen Spannungsfeld von notwendigem Chaos und hergestellter Ordnung, wenngleich
die Angst vor dem Chaos in unserer westlichen, äußerlich geordneten Welt überwiegt. Wir erschaffen uns idyllische
Entwürfe als Kompensationsmodell für unsere unerfüllbaren Sehnsüchte nach dem Paradies.
In meiner Arbeit beschreibe ich die Ambivalenz zwischen Chaos und Ordnung.
Jenseits von Nostalgie und Naivität geht es mir um den Bruch zwischen Idylle und Abgrund.
Dabei spielen zum Teil 
Szenen eine Rolle, die scheinbar friedfertige oder harmlose Landschaften nach und vor Katastrophen zeigen.
Es 
bleibt dem Betrachter überlassen den Abgrund oder die Bedrohung der Idylle zu sehen oder nicht.
Doch angesichts der oft sehr düsteren Bilder ist von Anfang an die Idylle als irreales Konstrukt enttarnt – sie existiert
nicht. In den menschenleeren Bildern scheint die Natur sich menschlichen Kulturraum zurückzuerobern.
Alles geht 
weiter – auch ohne uns Menschen.
Der Titel „The Waste Land“ stammt von Eliots gleichnamigen Gedicht aus dem Jahr 1922. Der fragmentarischer
Charakter des Gedichts, die bruchstückhaften Bilder, seine Schönheit und Intensität haben mich dazu inspiriert,
diesen Namen zu wählen. In der deutschen Übersetzung bedeutet es „Das wüste Land“. Die Poesie des Titels und
die Mehrdeutigkeit der englischen Übersetzung (engl. „waste“ = wüst, Müll, Verschwendung) aber auch die direkte
Anspielung auf Eliots Gedicht haben mich bewogen, den englischen Titel beizubehalten.

Natürlich frage ich mich woher mein Interesse kommt für Zerstörung, Verfall, Vergehen. Warum sind idyllische Entwürfe
von Glück und Harmonie immer realitätsfern?

Ich wage keine Antwort darauf. Ich weiß nur, dass ich universellen Wandlungsprozessen unterworfen bin, und in
dem Spannungsfeld zwischen „Anfang und Ende“ versuche, mich meinen Möglichkeiten entsprechend zu orientieren
und zu handeln. Somit wird die Gewissheit um die eigene Vergänglichkeit nicht zu einer lähmenden Angst,
sondern dient einer tieferen Bewusstwerdung, der ich mit den Mitteln meiner Kunst Ausdruck verleihen möchte.